IT-Outsourcing & Fachkräftemangel: Das Ende der firmeneigenen Rechenzentren rückt näher
Die Entwicklung ist unbestreitbar: Unternehmen setzen immer stärker auf das Outsourcing der zuvor noch Inhouse geführten IT. Dabei ist weniger das Auslagern einzelner Prozesse gefragt, sondern das vollständige Verschieben des Application- und Operation-Managements zu externen Dienstleistern. Denn über das zu Beginn noch zaghafte Starten von Testballons sind die Unternehmen mittlerweile längst hinaus. Sie haben in den letzten Jahren meist vollständig erkannt, dass es kein effektives Zurück zum eigenen Rechenzentrum geben kann.
Das Marktforschungsunternehmen Gartner liefert die entsprechenden Zahlen, die die Geschäftsführung aufhorchen lassen: So wird nach entsprechender Erhebung davon ausgegangen, dass schon bis 2025 bis zu 80 Prozent der firmeneigenen Rechenzentren der Vergangenheit angehören werden. Es rentiert sich schlichtweg nicht mehr, die wartungs- und investitionsintensive Hardware in den eigenen Keller zu stellen. Zudem blockiert diese nun veraltete Vorgehensweise den Transformationsprozess der Unternehmen.
Je größer, desto mehr wird ausgelagert
Start-ups und kleinere Unternehmen haben oft noch ein größeres Interesse, Prozesse und Applikationen selbst zu betreuen. Eine kleine Firmengröße erleichtert in der Regel ein agileres Handeln, dass bei zunehmendem Wachstum jedoch zunehmend statischer gerät. Deshalb gibt es eine spürbare Entwicklung, bei der vor allem größere Unternehmen geeignete Partner suchen, um eine Transformation der eigenen IT anzugehen. Dabei sollen Eigenentwicklungen immer mehr durch Software-as-a-Service-Lösungen ersetzt werden. In der Regel macht es Sinn, dass Unternehmen und Dienstleister eine ähnliche Unternehmensgröße aufweisen. Denn ist der Anbieter zu klein, kann er oft schon aus mit seiner Personalstruktur den Anforderungen großer Kunden nicht gerecht werden. Oder ein kleines Unternehmen wünscht sich unkompliziertes Handling, dass durch die Sicherheitsnormen und womöglich starreren Strukturen des größeren Dienstleisters nicht erfüllt werden kann.
9 Monate bis zur passenden IT-Fachkraft
Der Mangel an IT-Spezialisten bringt vor allem mittelständige Unternehmen dabei in eine schwierige Lage. Ohne geeignete Fachkräfte ist es nicht zu schaffen, entsprechend zu wachsen und Innovationen voranzutreiben. Die Situation kann sich bis zu einer existenziellen Bedrohung der Betriebe zuspitzen. Im Durchschnitt wird laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) 132 Tage nach der passenden IT-Fachkraft gesucht, 2018 blieben nach Angaben des Digitalverbands Bitkom insgesamt 82.000 Stellen unbesetzt – ganze 50% mehr als noch im Jahr zuvor. Manchen Unternehmen geben sogar an, bis zu 9 Monate nach dem passenden Mitarbeiter zu suchen, wenn sie dabei den hohen Gehaltsforderungen der Kandidaten überhaupt noch gerecht werden können. Der IT-Fachkräftemangel ist ein strukturelles Problem, dass zu einer massiven Wachstumsbremse heranwachsen könnte. Denn irgendwer muss den Job eben machen – ein Restaurant wird nur dann gute Speisen anbieten können, wenn der Koch weiß, was er da tut.
Deutschland, eigentlich ein attraktives Arbeitsland
Eine Entwicklung, die zum Teil überrascht, denn eigentlich ist der deutsche Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte überaus attraktiv. Fast 27.000 Digitalexperten, ca. 1/3 der von der Boston Consulting Group weltweit befragten, antworteten 2019, dass sie durchaus bereit sein, für einen Job nach Deutschland zu ziehen. Doch viele Firmen haben noch nicht erkannt, dass der erfolgreiche Weg zum neuen Mitarbeiter heutzutage ein anderer ist. IT-Fachkräfte wollen heute umworben werden, deshalb müssen die Unternehmen auch um die besten Leute kämpfen. Nicht umgekehrt.
Ein Ausweg aus diesem Teufelskreis – nämlich die Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle mangels kompetenter Mitarbeiter nicht angehen zu können – kann das Konzept IT-Outsourcing bieten. Der Bedarf an IT-Fachkräften im Unternehmen in Zusammenarbeit mit IT- und Cloud-as-a-Service-Modellen ist natürlich ungleich geringer, wenn der große Aufwand an Reparatur und Instandhaltung für die interne IT-Abteilung zukünftig wegfällt.
Wo fängt man am besten an?
Als erstes sollten Unternehmen sich der IT-Routineaufgaben entledigen, die zeitaufwendig sind und nichts weiter zur Wertschöpfung beitragen. Sinnvoll ist es da sicherlich, über die Auslagerung der Bereitstellung und Administration von Infrastruktur und Workplaces nachzudenken. Server und Backups zu übertragen, ist bereits zu einem allgemein akzeptierten Vorgang geworden. Aber auch Themen wie der Betrieb der E-Mails und das laufende Monitoring binden unnötig Ressourcen. Wenn dann im Rahmen eines IT-as-a-Service-Angebots auch der gesamte Helpdesk mit Service und Support extern gebündelt werden kann, bekommt die interne IT zum ersten Mal den Rücken frei. So kann sie helfen, wertschöpfende Prozesse nach vorne zu bringen, statt nur auf Probleme zu reagieren. Auch eine gezielte Weiterbildung der Mitarbeiter kann endlich angestrebt werden.
Die nächste Stufe: Systeme, Plattformen & Sicherheit
Geht es um Systeme und Plattformen eröffnet das Portfolio eines Managed Services Providers auch neue Möglichkeiten. Denn gerade bei alten Legacy-Systemen endet mit dem Ruhestand der erfahrenen Mitarbeiter auch der Zugriff auf deren Fachwissen, wenn kein passender Nachfolger gefunden wurde. Ein Managed Services Provider kann seine Mitarbeiter entsprechend schulen und so den Betrieb alter Systeme garantieren. Auch der Umstieg auf neuere Systeme kann auf diese Weise kompetent geplant werden, ohne auf unvorhersehbare Komplikationen zu stoßen. Beim Thema Sicherheit wird es noch komplexer, das nötige Fachwissen können nur wenige Unternehmen selbst aufbauen. Bei Managed Security Services werden die gewünschten Kunden-Systemen überwacht und es können jederzeit entsprechende Gegenmaßnahmen bei Cyber-Bedrohungen eingeleitet werden.
Findet man den passenden Managed Service Provider?
Den richtigen Partner findet man nicht über Nacht. Neben der obligatorischen Fachkompetenz und genügend Experten-Man-Power sowie einem jederzeit erreichbaren Helpdesk empfiehlt es sich auf die nötigen Zertifizierungen in Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu achten. Aussagekräftige Referenzen und bestehende Partnerschaften zu Herstellern sind aber ebenso wichtig. Nicht zu vergessen: Ein individuelles Service Level Agreement, dass den Leistungsumfang genaustens regelt. Dabei sollte die Vertragslaufzeit grundsätzlich eher kurz festgelegt werden, da sich in der technischen Entwicklung im IT-Bereich schnell vieles ändern kann. Im Zweifelsfall kann es hilfreich sein, einen Sourcing-Berater als Experten zu Rate zu ziehen.
Goldgräber-Stimmung bei Dienstleistern vs. gesunder Skepsis
Viele Unternehmen scheuen noch davor zurück, ihre unter Umständen sensiblen Daten und Anwendungen in die Cloud zu führen. Cloud-related Services bei denen erst einmal einzelne Applikationen statt geschäftskritischer Anwendungen ausgelagert werden, erfreuen sich jedoch zunehmender Beliebtheit. Branchenexperten prognostizieren hier bis 2020 bis zu 25% Wachstum. Doch nur, weil es immer mehr Unternehmen so handhaben, heißt es selbstredend nicht zwangsläufig, dass es für das eigene Unternehmen auch der richtige Weg ist. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.
Gleichwohl es ist aber ebenso unter IT-Experten unstrittig, dass die allgemeine Entwicklung kein kurzlebiger Trend bleiben wird, sondern der Beginn einer kompletten Umstellung der globalen Wirtschaft darstellt. Diese wird keine Wahl haben, sich auf digitalem Weg zu transformieren, um schnell und effektiver am Markt zu punkten. Ohne entsprechende Unterstützung wird für die meisten Unternehmen diese Herausforderung kaum zu meistern sein.