Home Office: 10 Gründe pro und contra
Das Homeoffice verspricht viele Vorteile. Das Arbeiten von zu Hause aus sei bequem, der Mitarbeiter könne seine Zeit frei einteilen und sich mehr um seine Familie kümmern. Doch es gibt auch gute Gründe, warum das Arbeiten von zu Hause aus abzulehnen sei. Wir haben uns zehn der interessantesten Pro- und Contra-Argumente angesehen.
Die Zeitersparnis
Der Arbeitsplatz mit Kollegen am Nachbarschreibtisch und festgelegten Meetings an bestimmten Tagen kostet viel Zeit, die nicht produktiv genutzt werden kann. Zwar ist der soziale Austausch mit den Arbeitskollegen wertvoll, ständige Gespräche über private Belange oder das Wetter fördern die Produktivität jedoch nicht. Gerade in einem Großraumbüro sind die Ablenkungen durch andere Mitarbeiter immens. Die Meetings nehmen viel Zeit in Anspruch, die häufig mageren Ergebnisse stehen in keinem gesunden Verhältnis dazu. Alles das entfällt bei der Arbeit von zu Hause aus. Nirgendwo sonst kann sich der Mitarbeiter besser auf seine Aufgaben konzentrieren. Das spart viel Zeit, die dann nicht mehr für das Familienleben fehlt.
Die Zeitersparnis ergibt sich auch daraus, dass die Arbeit zu Hause einfach eine höhere Motivation mit sich bringt. Es macht Spaß, sich jeden Tag neue Ziele zu setzen und diese selbstständig zu erreichen. Feedback vom Chef und den Kollegen erhält man ja immer noch, zum Beispiel per E-Mail oder in einem Video-Chat. Das selbstbestimmte Arbeiten und die höhere Motivationsfähigkeit führen dazu, dass Aufgaben insgesamt schneller erledigt werden.
Die Flexibilität
Wer im Homeoffice arbeiten kann, der kann im Prinzip überall arbeiten. Der Heimarbeitsplatz kann überall eingerichtet werden, wo ein Schreibtisch mit einem PC oder einem Notebook Platz findet. Eine Abhängigkeit von Büroräumen in entsprechenden Gewerbeimmobilien in der Innenstadt oder in einem Gewerbegebiet entfällt. Collaboration Tools machen einen endgültig ortsunabhängig.
Die Flexibilität bezieht sich aber auch auf die freie Zeiteinteilung. Ein Arzttermin um die Mittagszeit wirft nun nicht mehr die ganze Tagesplanung über den Haufen, sondern kann terminlich flexibel eingebunden werden. Praktisch ist das Heimarbeiten auch dann, wenn Handwerker in einem großzügig bemessenen Zeitfenster vorbeikommen wollen oder eine Paketlieferung erwartet wird. Die Arbeit zu Hause muss dafür nur kurz unterbrochen werden.
Kein Arbeitsweg
Kaum etwas ist für Mitarbeiter so belastend wie das häufige Pendeln. Manch ein Arbeitnehmer, der etwas außerhalb wohnt und seinen Arbeitsplatz in der Innenstadt hat, muss viele Stunden in der Woche nur für den Arbeitsweg aufwenden. Produktive Arbeitszeit ist das nicht. Die langen Fahrten können Stress und Unzufriedenheit verursachen. Ein Heimarbeiter hingegen hat überhaupt keinen Arbeitsweg. Er kann sich zu Hause sofort an den Schreibtisch setzen und mit der Arbeit beginnen. Das hat auch für den Arbeitgeber große Vorteile, denn die Verfügbarkeit des Mitarbeiters steigt. Umweltaspekte spielen hier ebenfalls eine Rolle. Wer nicht mehr pendelt, ist nicht mehr auf das Auto angewiesen und spart sogar noch die Betriebskosten. Und die Arbeitgeber müssen sich nicht mehr an den Fahrtkosten beteiligen bzw. die umständliche Fahrtkostenabrechnung wird überflüssig.
Die Work-Life-Balance
Work-Life-Balance ist häufig nur ein schöner Begriff, hinter dem sich nichts verbirgt. Mit der Heimarbeit wird sie hingegen endlich zur Realität. Wer viel arbeitet, weiß, dass etliche Dinge im Tagesablauf zu kurz kommen. Das kann die Wäsche sein, die sich stapelt oder eine an sich simple Reparatur im Haus, die aus Zeitgründen ewig aufgeschoben wird. Der Mitarbeiter ist selten zu Hause und sieht seine Kinder kaum oder verbringt zu wenig Zeit mit dem Partner. Mittels der Heimarbeit kann die Balance zwischen Familie und Beruf viel zufriedenstellender gestaltet werden. Statt das ganze Leben der Arbeit zu widmen, ist nun wieder ein Privatleben erreichbar, das den Namen verdient.
Die Kostenersparnis
Es ist nicht zu unterschätzen, in welchem Umfang sich Kosten durch das Arbeiten zu Hause einsparen lassen. Anzüge und Hemden müssen nicht mehr in die Reinigung gebracht werden, Kaffeepausen müssen nicht mehr finanziert werden und der Gang in die Kantine verursacht auch keine täglichen Kosten mehr. Kostenersparnisse ergeben sich natürlich auch für den Arbeitgeber. Der muss zum Beispiel das Büro nicht mehr finanzieren. Da sich der Mitarbeiter bei Grippewellen nicht mehr bei seinen Kollegen am Arbeitsplatz ansteckt, fallen auch die Krankheitstage geringer aus. Kostenersparnisse ergeben sich damit auf vielfältige Weise. Und vielleicht wird das Arbeitszimmer sogar steuerlich anerkannt, dann kann sogar die steuerliche Belastung gesenkt werden.
Kontaktarmut
Die soziale Vereinsamung fürchten viele, die mit der Idee der Heimarbeit konfrontiert werden. Arbeitskollegen gibt es zu Hause nicht, die Arbeit findet immer alleine statt. Damit fällt auch der wichtige Flurfunk aus und der Mitarbeiter schwächt seine Verbindung zu den wichtigen Entwicklungen im Unternehmen. Nicht jeder ist für die Arbeit alleine gemacht und leidet sogar unter den fehlenden sozialen Beziehungen. Ein Team von Mitarbeitern kann schließlich auch motivieren, viele Ideen entstehen erst in der Gruppe. Möglich ist sogar, dass die Heimarbeit der Entwicklung der Karriere schadet, weil die Vorgesetzten einen aus dem Blick verlieren. Bei der nächsten Beförderungsrunde hat der Heimarbeiter dann schlechtere Chancen und wird gar nicht mehr berücksichtigt. Die fehlenden sozialen Kontakte können durch soziale Medien und Video-Meetings häufig nicht vollständig ausgeglichen werden.
Häufig bestehen im Unternehmen sogar regelrechte Vorurteile gegenüber Heimarbeitern. Wer gerne von zu Hause aus arbeitet, wird von seinen Kollegen als bequem und unproduktiv wahrgenommen. Der Verdacht steht im Raum, dass der betroffene Mitarbeiter davor zurückschreckt, Verantwortung zu übernehmen. Da man die Kollegen aus dem Blick verliert, ist es schwierig, dieses Bild von sich zu korrigieren. Das kann die Position des Heimarbeiters schwächen und die Beziehung zum Unternehmen verschlechtern.
Schwierige Motivation
Wer zu Hause arbeitet, muss seinen Tag selbst strukturieren und sich immer wieder aufs Neue motivieren. Das stellt den Arbeiter vor besondere Herausforderungen. Wer sich nicht ausreichend selbst motivieren kann, arbeitet im Heimbüro möglich weniger produktiv als an einem klassischen Büroarbeitsplatz. Es sollte nicht unterschätzt werden, welche Rolle hier die soziale Kontrolle durch Arbeitskollegen und Vorgesetzte spielt. Fällt diese weg, ist kein Zwang mehr vorhanden, sich tatsächlich seiner Aufgabe zu widmen und Arbeitsergebnisse vorzuweisen. Die durch die Heimarbeit gewonnene Freiheit stellt sich dann als eine Illusion heraus. Stattdessen fallen einfach wesentliche Motivationsfaktoren weg und der Mitarbeiter neigt zur Nachlässigkeit. Das kann schon damit anfangen, dass man auf eine angemessene Business-Kleidung verzichtet. Dadurch wird es schwieriger, eine professionelle Haltung während der Arbeit einzunehmen.
Selbstausbeutung
Da die Arbeit zu Hause stattfindet, fällt es zunehmend schwer, zwischen Privatem und Beruflichem zu trennen. Das kann dazu führen, dass der Mitarbeiter seinen Arbeitstag gar nicht mehr beendet und immer bereitsteht. Im schlimmsten Fall beutet er sich selbst aus und arbeitet zu Hause viel mehr, als die Kollegen am klassischen Arbeitsplatz. Eine Ausbeutung kann auch durch den Arbeitgeber stattfinden, wenn der eine ständige Verfügbarkeit seiner Mitarbeiter im Heimbüro erwartet. Bestehen keine festgelegten Arbeitszeiten mehr, könnte der ganze Tag zum Arbeitstag geraten. Ausufernde Überstunden sind das Resultat, die Arbeitszeit wird effektiv verlängert statt verkürzt und optimiert. Der Mitarbeiter steht ständig vor der Entscheidung, ob er nicht doch noch ein wenig seiner Freizeit für die Arbeit opfern möchte. Dadurch kann das Privatleben stark beeinträchtigt werden.
Häufige Ablenkungen
Der Postbote klingelt an der Tür, die Kinder kommen einen ständig im Arbeitszimmer besuchen und der Nachbar möchte sich den Werkzeugkoffer leihen: Unterbrechungen der Arbeit sind am Heimarbeitsplatz eher die Regel als die Ausnahme. Wer noch nie Heimarbeit ausprobiert hat, unterschätzt, wie viel Zeit diese Ablenkungen kosten können. Hier ist es entscheidend, dass sich der Arbeiter klare Regeln setzt und die Ablenkungen durch seine Umwelt nicht ausufern lässt. Auf keinen Fall sollten zum Beispiel Freunde den Eindruck gewinnen, dass sie einen jederzeit zu Hause besuchen kommen können.
Lange Kommunikationswege
Kurz bei der Chefin an die Bürotür klopfen und ein wichtiges Detail klären? Das ist im klassischen Büro etwas völlig Normales, im Heimbüro aber unmöglich. Die Arbeit zu Hause bedeutet eine große räumliche Distanz und diese kann auch in Zeiten des Internets zu einem Problem werden. Für jede kleine Abstimmung muss gleich eine E-Mail geschrieben oder ein Anruf vorgenommen werden. Das ist lästig und kann dazu führen, dass weniger oder kaum noch nachgefragt wird. Das fördert Missverständnisse und kann im Extremfall sogar das Arbeitsergebnis verschlechtern. Die Heimarbeit bringt gerade dann Nachteile mit sich, wenn sich eine Aufgabe nur in einem größeren Team mit häufigen Abstimmungen bewältigen lässt. Hier müssen zusätzliche Kommunikationswege eingerichtet werden, die sonst gar nicht erforderlich gewesen wären. Um die Kommunikation zu verbessern, können Collaboration Tools eine wichtige Rolle spielen, zu denen zum Beispiel Software für die Echtzeit-Kommunikation gehört.
Fazit
Die obigen Überlegungen zeigen deutlich, dass die Vorteile der Heimarbeit in der Praxis überwiegen. Viele der genannten Nachteile können durch Collaboration Tools und ähnliche Konzepte ausgeglichen werden. Überstunden lässt sich durch klare Arbeitszeitregelungen entgegenwirken.